Neustadt. Zwei Katzen, die vom Marktplatz hergekommen sind, folgen an diesem Vormittag dem Besucher ins Gotteshaus: womöglich auf der Suche nach der vielzitierten armen Kirchenmaus, durchsuchen sie die Bankreihen und den Platz hinter dem Altar der evangelischen Kirche in Neustadt. Die Tiere seien während der nun fast abgeschlossenen Renovierungsarbeiten in dem Gebäude häufiger zu Gast gewesen, sie nutzten die offenstehende Pforte, berichtet ein Mitarbeiter eines Elektrofachbetriebes.
Seit dem Herbst letzten Jahres ist in der Kirche im Zentrum des Breuberger Stadtteils einiges geschehen. Unmittelbar ins Auge fällt das neue Lichtkonzept mit sogar über das Smartphone regelbaren Strahlern. Es rückt den vormals eher dunklen Kircheninnenraum nicht nur in ein helleres Licht, sondern strahlt auch eine gewisse Eleganz aus: kleine und sparsame Leuchten statt großer Lampen sowie hier und da bewusst gesetzte Lichtakzente.
Das monatelang den gesamten Innenraum dominierende Gerüst bis unter die Decke ist verschwunden, die Orgel, welche zum Schutz vor Schmutz und Staub gut verpackt gewesen war, ist wieder ausgepackt. Komplett erneuert worden sind auch die Heizung im Gotteshaus, die Elektrik und die Glockensteuerung. Decke und Wände wurden neu gestrichen und Risse, die sich in der Decke gebildet hatten, beseitigt. Betreut worden waren die Arbeiten von Architekt Florian Lang (Darmstadt) sowie von Architektin Nicole Braunwarth von der Bauabteilung der Landeskirche.
Während eine der Katzen, noch immer ohne Maus, aus der ehemaligen Grafenloge tritt, erläutern Pfarrerin Christina Meyer und Hermann Trenschel, Mitglied in Kirchenvorstand und Bauausschuss, dass bis zur offiziellen Wiedereinweihung bei der Kerb (was ja passenderweise 'Kirchweih' bedeutet) am kommenden Wochenende wohl noch nicht alles fertig sein wird. Kleine Restarbeiten sind noch zu erledigen. Aber das meiste ist geschafft, "die Kirche ist wieder benutzbar", freut sich die Pfarrerin, die mit ihrer Familie nebenan im Pfarrhaus wohnt. Zusammen mit ihrem Kollegen Frank Couard wird sie am Sonntag, 11. August, den Gottesdienst gestalten, der um 10 Uhr in der Kirche beginnt. Der Evangelische Posaunenchor Breuberg unter Leitung von Georg Rainer Hofmann wird ihn musikalisch mitbegleiten.
Neuer Zugang zur Orgel
Eine echte Erleichterung sei der innere Zugang zur Orgel, erklärt Hermann Trenschel. Bislang musste der Organist, wenn er von der Empore in den Kircheninnenraum wechseln musste, um dort etwa Klavier zu spielen oder einen Chor zu dirigieren, durchs Freie. Bei Regen oder im Winter bei Glatteis war das wahrlich keine Freude. Nun ist hinter der Kanzel ein Durchbruch geschaffen worden, und hier wird noch eine Treppe entstehen, um diesen Weg deutlich abzukürzen und bequemer zu machen. "Der Denkmalschutz hat das sogar befürwortet", betont Trenschel.
Auch wenn die Freude über die schön renovierte Kirche natürlich überwiegt - ein wenig wie die Kirchenmaus fühlt sich im konkreten Kontext nun auch die Kirchengemeinde. Denn von den 430.000 Euro Kosten übernimmt zwar 280.000 die Landeskirche, 150.000 Euro muss die Kirchengemeinde selbst aufbringen. Spenden sind daher nicht nur sehr willkommen, sondern unverzichtbar. Wer hierzu beitragen möchte, kann dies mit einer Spende auf das Konto der Kirchengemeinde Breuberg tun, IBAN DE71 5085 1952 0020 0007 25, Verwendungszweck: Renovierung Kirche Neustadt.
Gottesdienste werden hier wegen der Neuordnung im kirchlichen Bereich zukünftig monatlich stattfinden - schließlich gehören noch vier weitere Gotteshäuser zum Kirchspiel der 2023 aus vormals drei Kirchengemeinden neu gegründeten Gesamtkirchengemeinde: Sandbach, Wald-Amorbach, Hainstadt und Rai-Breitenbach. Aber geplant sind auch jetzt schon einige besondere Gottesdienste, die in den kommenden Monaten in der Neustädter Kirche stattfinden werden: so etwa der traditionelle jährliche Diakoniegottesdienst im Oktober, eine Hubertusmesse am 2. November und am Zweiten Advent ein Festgottesdienst zum Anlass '50 Jahre Evangelischer Posaunenchor Breuberg'.
Bernhard Bergmann
4.8.2024
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