Evangelisches Dekanat Odenwald

Andrea Zepnik: Kirchenpädagogin

Gerne mal auf den Boden legen

Neckarsteinach. Andrea Zepnik schließt auf - die Eingangstür der evangelischen Kirche in Neckarsteinach, wo sie seit 2017 als Küsterin arbeitet. Oft ist sie vor Gottesdiensten als erste da, bereitet Abendmahl, Taufen und Trauungen vor, kümmert sich um Blumenschmuck ebenso wie um die Reinigung des Gotteshauses. Auch für das Läuten ist sie zuständig - Glöckner war früher ein eigener, wichtiger Beruf, gliederte doch der Klang der Glocken den Tag der Menschen. Seit kurzem erschließt sie "ihre" Kirche aber noch auf ganz andere Weise: Andrea Zepnik hat in Speyer und Kaiserslautern eine ökumenische Ausbildung in Kirchenpädagogik absolviert und bietet nun eigene Führungen durch das Gotteshaus an, die weit hinausgehen über traditionelle Kirchenführungen, welche sich meist an der Geschichte des Gotteshauses orientieren und diese in chronologischer Reihenfolge aufarbeiten. Wo aber liegt der Schlüssel für ihre eigene Begeisterung? "Kirche war ein Ankommen für mich", erklärt Andrea Zepnik. Oft ging sie mit ihrem Sohn Max mit, der sich in seiner Heimatgemeinde als Kirchenvorsteher engagiert. Es sei eine langsame Annäherung gewesen, welche sie schließlich zu diesem Ziel geführt habe. So nahm sie schließlich gerne das Angebot der Stelle als Küsterin an. Schon bald faszinierte sie besonders der Chorraum mit seinem bei Sonnenschein eindrucksvollen Lichterspiel der Buntglasfenster. Gleichzeitig verspürte sie den Wunsch, besonders den Konfirmanden ihre Kirche nahezubringen.

Ursprünglich aus Schönau stammend, lebt die heute 56-jährige Ehefrau und Mutter zweier erwachsener Kinder seit 36 Jahren in der Vierburgenstadt. Einer Ausbildung zur Floristin schloss sich eine weitere als Industriekauffrau an, und in diesem Beruf ist sie neben ihrer Arbeit als Küsterin auch heute in einem Einzelhandelsunternehmen tätig.
Bei der Ausbildung zur Kirchenpädagogin ging es um Themen wie Sprache und Symbolik des Kirchenraums, verschiedene Phasen und Methoden einer Kirchenbegehung, um Architektur und theologisches Wissen, um kunstgeschichtliche und kirchenmusikalische Aspekte, um Rhetorik und Pädagogik. Die Anfertigung einer Hausarbeit gehörte ebenso dazu wie Exkursionen zu Kirchen, "und jeder und jede aus unserem Kurs stellte den anderen mit einer ausgearbeiteten Führung die jeweils eigene Kirche vor", weswegen Andrea Zepnik in dieser Zeit auch viel unterwegs war, denn zum Kurs gehörten 18 Teilnehmende aus ganz verschiedenen Regionen. Angeboten wurde die Ausbildung, die sich über eineinhalb Jahre erstreckte, von der Katholischen Erwachsenenbildung im Bistum Speyer zusammen mit der Evangelischen Arbeitsstelle Bildung und Gesellschaft der Evangelischen Kirche der Pfalz (Protestantische Landeskirche).

Zusammen mit ihrem Sohn hat Andrea Zepnik schon vor einiger Zeit alle Fenster fotografiert und entschlüsselt bei Führungen beispielsweise deren Bildsprache. Wieder eine ganz andere Sprache spricht die Orgel, und auch darüber kann die neu ausgebildete Kirchenpädagogin allerlei erzählen; was zum Beispiel viele wohl nicht vermuten würden: "Es gibt noch viel mehr als die außen sichtbaren Pfeifen, insgesamt sind es 1298."

"Ich möchte die Atmosphäre und den Charme der Kirche rüberbringen und sie als Wohlfühlort erschließen", sagt Zepnik. Gerne beginnt sie bereits draußen mit einer langsamen Annäherung und arbeitet sich dann mit der Gästegruppe vom hinteren, westlichen und eher dunklen Teil der Kirche nach Osten bis in den Chorraum vor. "Da hoffe ich immer auf gutes Licht von draußen, dann sind die Fenster wunderbar zu sehen", schwärmt sie. Und wer will, darf sich dann im Chorraum gerne auch mal auf den Boden legen, mit Blick zur Decke, um das Gewölbe und den Schlussstein gut sehen zu können. Konfirmanden wiederum lädt sie ein, hier gleichsam "im Licht zu baden".

Wer Interesse an einer Kirchenbegehung mit Andrea Zepnik hat, kann unter der Küsternummer 06229 960291 einen Termin vereinbaren - dabei kann auch schon gemeinsam überlegt werden, welche Aspekte bei der Führung in den Blick genommen werden. Wichtig ist der Kirchenpädagogin der Hinweis, dass sie gerade auch junge Menschen im Blick hat, um ihnen die Kirche zu erschließen.

 

Bernhard Bergmann
16.5.2023


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