Evangelisches Dekanat Odenwald

Präses Sandra Schultheis

"Glaube ist nicht auf Sonntagvormittag terminiert"

Michelstadt. "Wofür ich stehe: Kirche kann auch mal anders sein." Mit diesem ebenso kurzen und prägnanten wie programmatischen Satz beschreibt Sandra Schultheis sich und ihre Arbeit. Was sie mit diesem Anders von Kirche meint, kommt schon darin zum Ausdruck, dass sie mit 31 Jahren die wohl jüngste Präses der evangelischen Kirche in Hessen und Nassau mit ihren 25 Dekanaten (Kirchenkreisen) ist. In diesem Ehrenamt an der Spitze des Dekanats Odenwald ist sie Vorsitzende der Dekanatssynode und des -synodalvorstandes (DSV) und Nachfolgerin von Egon Scheuermann, der dieses Amt gut drei Jahre lang innehatte.
Und auch die anderen neuen Mitglieder des neunköpfigen DSV sind vergleichsweise jung, die jüngste erst 19 Jahre alt. Bei der Wahl im Januar gab es gleichsam einen Generationswechsel; durchaus passend angesichts der Entwicklung in der evangelischen Kirche in den kommenden Jahren: Ruhestandsversetzungen und wenig Nachwuchs im Hauptamt, weniger werdende Ehrenamtliche sowie weiterer Rückgang der Mitgliederzahlen und Kirchensteuereinnahmen, was wiederum gemeindliche Kooperationen und eine Anpassung des Gebäudebestandes nach sich ziehen wird.

"Anders" aber auch das: "Meine Generation ist offen für den Glauben, aber nicht unbedingt sonntags um 10 Uhr". Virtuelle Gottesdienste, Gottesdienste im Freien oder musikalische Abendandachten wie etwa in Lützel-Wiebelsbach, das sind aus Sicht der neuen Präses gute Alternativen, die viele Menschen ansprechen. "Man kann auch außerhalb des Rasters glauben", ist sie überzeugt und möchte gerne "Freiraum in der Glaubensgestaltung" sehen. Wenn sie überlegt, wie voll die Kirchen an manchen Feiertagen sind, vor allem an Weihnachten, dann sei es ihr außerdem ein Anliegen, festliche Tage und deren besondere Stimmung mehr ins gesamte Kirchenjahr zu tragen. Und jungen Menschen zu zeigen, dass Kirche Spaß macht, hat sie sich ebenfalls vorgenommen.

Sandra Schultheis stammt ursprünglich aus Brensbach, lebt mittlerweile aber schon lange in Haingrund, dem Heimatort ihres Ehemannes Marco Schultheis. Im Hauptberuf leitet sie ein eigenes Unternehmen für laufende Buchhaltung, zu dem drei Angestellte gehören. Außerdem arbeitet sie seit gut zwei Jahren als Sekretärin der evangelischen Bergkirchengemeinde Lützelbach, hat hier schon "gerne, gut und vertrauensvoll" mit dem künftigen Dekan Carsten Stein zusammengearbeitet, der bislang dort Pfarrer war. Im Ehrenamt hat sie sich "eigentlich schon immer" bei der Feuerwehr engagiert, die Mini- und die Jugendfeuerwehr dann auch geleitet.
"Jetzt war ein Wechsel dran", erklärt Sandra Schultheis. Eine Erkrankung ließ sie ihren Lebensentwurf überdenken. "Ich habe Halt vor allem bei meinem Mann, aber auch bei Gott und der sinnstiftenden Arbeit für die Kirche gefunden", erklärt sie offen. So sei es für sie nur folgerichtig gewesen, auch ihre ehrenamtliche Kraft und Zeit hierfür einzusetzen.

Was genau eine Präses macht? Auf dem Papier sei es eine Leitungs- und Führungsfunktion. Aber Sandra Schultheis sieht ihre Aufgabe nicht in verwaltenden und technischen Aspekten von Führung im Sinne eines Dienstvorsitzes. Das Amt sei sehr geprägt von der jeweiligen Person und dem, was sie daraus mache. Sie wolle ihre eigene Fachexpertise und Motivation einbringen und ihre Zeit sehr gezielt einsetzen. "Vieles muss ich ausprobieren." Aber sicher ist: "Ich möchte die Mitarbeitenden im Dekanat und in dessen 24 Kirchengemeinden stützen und ihnen Wertschätzung entgegenbringen - und damit ermöglichen, dass Menschen ihre Arbeit gerne und gut machen können."

 


13.3.2022


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